+49 351 65350949 info@ritteramps.com
JTM45 Layout – Teil II

JTM45 Layout – Teil II

In meiner Werkstatt sind es 27 °C, und ich habe fast den ganzen Tag am Layout des JTM45 gearbeitet.
Wenn ich mir am Abend das Ergebnis so ansehe, ist das manchmal ein bisschen deprimierend.
Nicht einmal ich selbst sehe dann noch, wie viel Arbeit in diesen Details steckt.

Mein Partner bei KPA-Solutions, Marco, sagt mir ja manchmal durch die Blume, ich sei etwas langsam 😉
Vielleicht hat er sogar recht.

Was ist bisher alles am JTM45 passiert?

Planung JTM45 Layout
Das Turret-Board ist in Planung – Millimeterarbeit.

Wie bereits vermutet, nimmt die Planung sehr viel Zeit in Anspruch.
Alle Komponenten müssen so platziert werden, dass sie technisch sinnvoll sitzen und der JTM45 später auch ordentlich zu warten ist.
Zugänglichkeit ist wichtig – gerade bei einem Amp, der auch in Zukunft noch gepflegt werden soll.

Dazu musste ich fast alle Bauteile an der Rückseite des Amps verschieben.
Die originale Rückplatte war damit unbrauchbar – und ehrlich gesagt auch nicht schön.
Beim ÜBER JTM45 schreibe ich keine Beschriftungen mit Filzstift auf Alu …
Also habe ich eine neue Rückplatte entworfen und sie bei
Tube-Town lasern lassen.

Da muss natürlich alles stimmen: Entwurf, Check, Messung, Doppelcheck – und lieber noch einmal messen, bevor man die Datei abschickt.
Als die Platte dann gestern ankam … passte sie tatsächlich perfekt!

Wahnsinn.

Wegen des Power Scaling musste ich außerdem das gesamte Turret-Board umplanen,
da Spannungsversorgung und Masseführung angepasst werden mussten.

Bisher erledigte Arbeiten

  • Materialbestellung
  • Planung der Platzverhältnisse im Chassis
  • Entwurf und Auftrag der neuen Rückplatte
  • Neues Turret-Board entworfen
  • Turrets (Lötstützpunkte) montiert
    siehe Erklärung hier
  • Netztrafo-Halteplatte angefertigt
  • Trafos (bis auf die Siebdrossel) montiert
  • Board im Chassis befestigt
  • Power-Scaling-Platinen bestückt

So sieht das ÜBER JTM45 Layout aktuell aus

JTM45 Layout innen
Links die Power-Scaling-Platinen, dann die Bias-Platine, rechts der Rest der Schaltung.

Die querliegenden Elkos ersetzen die sonst im JTM45 üblichen großen Becherelkos –
dafür wäre schlicht kein Platz gewesen.
Technisch sind die neuen Kondensatoren sogar besser:
Die Becherelkos enthalten zwei Elkos in einem Gehäuse mit gemeinsamem Masseanschluss,
was Nachteile bei der Masseführung und beim Brummverhalten mit sich bringt.
Die getrennten Elkos entkoppeln die einzelnen Röhrenstufen sauber und helfen,
dass der Amp auch mit Power Scaling ruhig und nebengeräuscharm bleibt.

Weitere Detailverbesserungen gegenüber dem Standard-JTM45

  • BELTON-Sockel – hochwertige Röhrensockel
  • APEM-Schalter für Power und Standby – langlebig und mechanisch solide
  • Switchcraft-Klinkenbuchsen statt der üblichen Plastikbuchsen

Die neue Rückplatte

JTM45 Rückplatte komplett
JTM45 Rückplatte Detail I
JTM45 Rückplatte Detail II

Die Rückplatte ist, finde ich, wirklich schön geworden.

Jetzt, da Planung und Grobaufbau fast abgeschlossen sind, bin ich optimistisch.
Was jetzt kommt, ist „nur“ noch das Verdrahten – aufwendig, aber klar strukturiert.
Die wirklich spannende Phase wird die Inbetriebnahme.
Bis dahin vergeht allerdings noch etwas Zeit.

Insgesamt habe ich bisher rund 20 Stunden in das Projekt investiert –
reiner Wahnsinn.
Noch ist es zu früh, über das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen nachzudenken,
aber ich ahne da nichts Gutes …

Würde ich heute wieder ein solches Einzelstück annehmen?
Wahrscheinlich nicht.
Aber da ich es begonnen habe, bringe ich es auch zu Ende –
mit bestem Wissen, Gewissen und einer großen Portion Leidenschaft.

Schaut bald wieder vorbei und seht, wie der ÜBER JTM45 weiter wächst!

JTM45 – Deluxe – Teil I

JTM45 – Deluxe – Teil I

Ich habe in den letzten Wochen Tag und Nacht gearbeitet, um alle offenen Reparaturen aus meiner Werkstatt abzuarbeiten.

In den kommenden Tagen gibt es nur noch ein Ziel: den ÜBER JTM45!

Aufgabe

Ein JTM45 vom Feinsten – so, wie er schon immer hätte gebaut werden sollen.

  • bestmögliche Komponenten in allen Bereichen
  • IGPW-Trafos (für mich: die besten Trafos, die man kaufen kann)
  • SoZo Mustard Caps Kondensatoren
  • Bias-Potis und Messpunkte für jede Röhre
  • Power Scaling

Das klingt zunächst machbar – doch das Chassis eines JTM45 ist klein.
Um alles sauber und funktionierend unterzubringen, braucht es Planung und etwas Geduld.

Die nächsten Tage werde ich also mit meinem neuen Freund, dem JTM45 Deluxe, verbringen.
Der zukünftige Besitzer wartet schon lange auf diesen Amp – ab jetzt bekommt er (und ihr) regelmäßig Updates zum Baufortschritt.

Und da ich diesen Blog ja gerade erst gestartet habe – warum die Updates nicht gleich hier veröffentlichen?
Vielleicht interessiert sich ja noch jemand dafür, wie aus einer Kiste voller Bauteile ein spielbarer Luxusverstärker wird.

Baubericht JTM45 Deluxe

Materialbeschaffung

Alle nötigen Teile habe ich hier bestellt:

  • Tube Town – Röhren, Schalter, Turret Board, Drehknöpfe, Buchsen, SoZo-Kondensatoren
  • Tube Amp Doctor – Chassis, Topteil-Cabinet, Front- und Rückblenden, Pilot Light
  • IGPW – Ausgangsübertrager, Netztrafo, Drossel
  • London Power – Power Scaling und Bias Supply

Ich dachte ursprünglich, dass ich am längsten auf die IGPW-Trafos warten müsste – kleine deutsche Trafo-Schmiede, alles Handarbeit.
Aber nein: Die längste Reise hatten die Teile von London Power – knapp zweieinhalb Monate.
Da war wohl jemand mit dem Kanu von Kanada bis Dresden unterwegs …

Nun ist endlich alles da, also: Zeit für den Überblick über das Chassis und die Platzverhältnisse.

Erste Grobplanung der Bauteilplatzierung

JTM45 Chassis Übersicht
Das leere JTM45-Chassis – noch viel zu tun.

Viel Platz ist nicht – aber es müsste gehen.
Die Messbuchsen für die Bias-Einstellung fehlen hier noch, ebenso einige Schutzbauteile vor der Gleichrichterröhre.
Doch insgesamt sieht es machbar aus.

Die Rückblende werde ich neu anfertigen: Der Impedanzwahlschalter und die Speakerbuchsen wandern weiter nach links,
um Platz für das Limit- und Scaling-Poti zu schaffen.
Beide sollen natürlich auch ordentlich beschriftet werden.

Um innen Platz zu gewinnen, habe ich einen stehenden Netztrafo von IGPW bestellt.
Er ragt nicht ins Chassis hinein, sodass die Bias-Platine bequem im Inneren untergebracht werden kann.

JTM45 Chassis mit Blech
Das neue Blech stabilisiert den stehenden Netztrafo und deckt das Chassisloch ab.
JTM45 Chassis mit Trafos
So sieht das Ganze mit montierten Trafos aus.

Ganz links sitzt der Netztrafo, dann folgt der Ausgangsübertrager, rechts daneben die Siebdrossel.

Der Netztrafo im JTM45 sitzt traditionell sehr nahe am Ausgangsübertrager – das kann leicht zu Einstreuungen und Brummen führen.
Deshalb verdreht man beide Trafos zueinander um 90°, um die magnetische Kopplung zu minimieren.

Die Siebdrossel glättet die Hochspannung für die Röhren – sie trägt also direkt zur Brummunterdrückung bei.

Ideal wäre eine komplett getrennte Platzierung von Netztrafo und Übertrager,
aber das würde wiederum Einstreuungen in die ersten Verstärkerstufen begünstigen.
Es bleibt also ein Balanceakt – und genau das macht solche alten Designs so spannend.

Auch das JTM45-Chassis ist insgesamt etwas unterdimensioniert.
Selbst ohne Power Scaling und Bias-Messung wäre es eng.
Für den Erbauer ist das eine Herausforderung – für den Musiker später ein Segen:
Das Topteil ist handlich, kaum größer als ein 18-Watt-Amp, und macht trotzdem mächtig Lärm.

Wenn ihr Lust habt, schaut ab und zu vorbei und verfolgt den Werdegang dieses „ÜBER JTM45“ von der Bauteilkiste zum fertigen Amp.
Unterwegs werde ich auch erklären, wie das Power Scaling funktioniert und wozu man das Limit-Poti braucht.

Hier geht’s weiter zu Teil II des Bauberichts.

BUGERA 6260 ein unglaublicher Amp !

BUGERA 6260 ein unglaublicher Amp !

Heute hatte ich einen BUGERA 6260 Vollröhrenverstärker auf der Werkbank.

Um ehrlich zu sein – ich hatte noch nie einen BUGERA zur Reparatur. Das liegt vielleicht daran, dass BUGERA eine Untermarke von Behringer ist und Behringer nicht gerade den besten Ruf hat. Vielleicht sind die Amps aber auch einfach zuverlässig. Möglich ist beides.

Warum schreibe ich dann über den BUGERA 6260 ?

Ganz einfach: Weil mich dieser Amp erstaunt. Er kostet (Stand April 2013) inklusive Versand – und das ist bemerkenswert wenig für einen Vollröhrenamp mit Reverb, Effektloop und Fußschalter.

Ich baue und repariere Röhrenverstärker seit 2008 und kenne die Materialkosten recht gut. Wenn ich überschlage, was allein das Material für 100 Stück kosten würde, komme ich ungefähr auf:

  • Holzgehäuse – 25 €
  • Tolex – 4 €
  • Griff, Füße, Schutzecken, Gitter – 25 €
  • Chassis (lackiert mit Siebdruck) – 35 €
  • Leiterplatten – 18 €
  • Schalter, Buchsen, Potis, Röhrensockel – 25 €
  • Netztrafo – 35 €
  • Ausgangsübertrager – 35 €
  • Röhren (4× 6L6GC + 5× 12AX7) – 60 €
  • Kleinteile (Widerstände, Kondensatoren usw.) – 25 €
  • Reverb-DSP Modul – 12 €
  • Draht, Schrauben, Abstandshalter – 10 €

Summe Materialkosten: ca. 309 € netto

BUGERA 6260 Chassis geöffnet
Das ausgebaute Chassis des BUGERA 6260.

Das ist eine grobe, eher optimistische Schätzung. Realistisch wird es teurer. Vom Verkaufspreis von 398 € bleiben dem Hersteller nach Abzug von Mehrwertsteuer, Versand, Verpackung und Pflichtabgaben vielleicht 325 €. Zieht man das Material ab, bleiben etwa 9 € pro Amp. Davon sollte man Entwicklung, Fertigung, Miete, Versicherung und Lebenshaltung bezahlen. Unmöglich.

Trotzdem: der BUGERA 6260 ist kein billiger Schrott. Das Chassis ist solide, die Leiterplatten doppelseitig, der Aufbau klar und praxistauglich. Für den Preis ist das beeindruckend.

Mit seinen Kanälen, dem Reverb und dem Effektweg ist er gut ausgestattet und damit eine gute Plattform für Pedalboards. Der Clean-Sound ist ordentlich, die Zerre Geschmackssache – wie immer.

Fazit:
Ich sitze hier, kratze mich am Kopf und frage mich, wie man so einen Amp für dieses Geld bauen kann. Ich weiß es nicht. Aber ich werde mir den BUGERA 6260 noch genauer ansehen – einfach weil ich neugierig bin. Nicht wegen des Sounds, sondern wegen der Konstruktion.

Point to Point versus Leiterplatte

Point to Point versus Leiterplatte

Gitarrenverstärker mit point-to-point Verdrahtung sagt man besseren Ton und längere Haltbarkeit nach. Oft heißt es: point-to-point sei besser als der Aufbau mit Leiterplatte.

Stimmt das?

Früher, in den Kindertagen der Röhrentechnik, gab es nur eine Verdrahtungsart: point-to-point. Ein deutsches Wort fehlt – „Stützpunktverdrahtung“ trifft es ganz gut.

Bauteile wie Drähte, Widerstände und Kondensatoren werden an gemeinsamen Lötstützpunkten verbunden. Diese Stützpunkte können die Pins von Röhrensockeln sein, Lötleisten mit vielen Lötpunkten, Eyelet-Boards (Nieten) oder Turret-Boards (turmartige Lötstützpunkte). Das folgende Bild zeigt eine point-to-point Verdrahtung mit Eyelet-Board.

Eyelet-Aufbau Gitarrenverstärker, point-to-point
Bauteile eines Tweed-Verstärkers auf einem Eyelet-Board montiert.
Bestücktes Eyelet-Board
Eyelet-Board, bestückt und vorverdrahtet.

Alle Bauteile werden auf dem Eyelet-Board verlötet und von dort zu den Röhrensockeln geführt. Gegenüber „richtigem“ point-to-point (ohne Board, dazu gleich mehr) hat das den Vorteil, dass sich das Board vorbestücken lässt. Es wird dann ins Chassis eingesetzt und zu Sockeln, Potis und Buchsen verdrahtet.

So konnte man – ähnlich wie in der Autoproduktion – in Arbeitsschritten bauen: Eine Gruppe bestückt Boards, die andere verdrahtet sie im Verstärker.

Turret-Boards sind eine weitere Spielart. Turrets sind einfach andere Lötstützpunkte. Warum Fender oft Eyelets und Marshall oft Turrets nutzte, kann ich nicht sicher sagen – vermutlich Verfügbarkeit und Preis.

Turret-Board im 18W Chassis
Turret-Board im 18W Chassis.

Die Hardcore-Fraktion ruft jetzt: „Das ist doch kein echtes point-to-point!“ Stimmt im Prinzip. Richtiges point-to-point kommt ohne Boards aus. Bauteile werden direkt an Röhrensockel oder Lötleisten gelötet. Das ist aufwendig und verlangt Erfahrung – entsprechend teuer war die Produktion. Große Hersteller sind deshalb schnell auf Boards umgestiegen. Heute meint „point-to-point“ meist: mit Eyelet- oder Turret-Board aufgebaut.

SUN Spectrum, echter point-to-point Aufbau
SUN Spectrum mit echtem point-to-point Aufbau (ohne Board).

Nach und nach verdrängten Leiterplatten (PCB) diese Bauweisen. Bauteile werden durch die Platine gesteckt und verlötet; die Verbindungen übernehmen Kupferbahnen. Layouts entstehen am Computer, die Fertigung ist automatisiert. Für die Serienproduktion ist das sinnvoll.

Der schlechte Ruf von PCBs in Gitarrenamps hat historische Gründe. Frühe Platinen waren oft einseitig, dünn und mit schwachem Kleber – Kupferbahnen lösten sich, Verbindungen brachen. In Gitarrenverstärkern ist das kritisch:

  • Wechselnde Umgebungstemperaturen (Transport, Proberaum).
  • Hohe Innentemperaturen durch Röhren.
  • Vibrationen – besonders im Combo.
  • Feuchtigkeit im Proberaum.
  • Schwere Bauteile belasten Lötstellen und Leiterbahnen.

Eine Platine muss das aushalten. Gute, doppelseitige, durchkontaktierte PCBs tun das. Sie kosten aber mehr – und von außen sieht man die Qualität nicht.

Leiterplatte im BUDDA Amp
Vernünftige PCB in einem BUDDA Amp: doppelseitig, durchkontaktiert, große Pads.
Einfache, einseitige Leiterplatte
Einfache, einseitige Platine mit dünnem Kupfer und kleinen Pads.

Zum Vergleich rechts ein beliebter Serienamp, bei dem stark gespart wurde. Solche Geräte sind Dauergäste auf der Werkbank – gerissene Lötstellen, abgehobene Leiterbahnen.

Vorteile point-to-point

  • Lötstützpunkte sind elektrische Verbindung und mechanische Halterung.
  • Jede Lötstelle wird von Hand gesetzt. Sorgfalt vorausgesetzt, sehr zuverlässig.
  • Weniger parasitäre Kapazitäten durch freie Verdrahtung – das kann sich klanglich positiv auswirken.
Eyelet/Turret Details
Sauber angelötete Eyelets/Turrets halten mechanisch sehr gut.

Nachteile point-to-point

  • Nicht für Massenproduktion geeignet.
  • Mehr Handarbeit, daher teurer.
  • Wo Menschen löten, können Fehler passieren.

Vorteile der Leiterplatte

  • Ordentliche, reproduzierbare Struktur.
  • Schnelle, kosteneffiziente Serienfertigung.
  • Jedes Gerät ist gleich aufgebaut; enge Toleranzen möglich.

Nachteile der Leiterplatte

  • Dauerhaftigkeit hängt stark von Qualität der PCB und der Lötung ab.
  • Schwere Bauteile und Vibrationen können Leiterbahnen belasten.
  • Parasitäre Kapazitäten zwischen Bahnen können Klang und Phasenlage beeinflussen.
Einseitige Leiterplatte
Einseitige PCB: mechanisch empfindlicher.
Abgerissene Leiterbahn / Lötstelle
Typischer Schaden: abgehobene Leiterbahn, gebrochene Lötstelle.

Fazit: point-to-point vs. PCB

95 % der Gitarristen spielen störungsfrei über Amps mit Leiterplatten. Die Löttechnik – auch bleifrei – ist heute besser als früher. Hochwertige Geräte setzen auf durchkontaktierte, doppelseitige PCBs.

Mit allen Bauweisen lassen sich – richtig gemacht – gut klingende, langlebige Amps bauen. Was man bevorzugt, ist am Ende auch eine Frage der Ästhetik. Ich mag point-to-point. Meine privaten Amps sind so aufgebaut. Für eine kleine Serie würde ich wahrscheinlich sehr gute PCBs wählen – wegen Kosten-/Nutzen-Verhältnis und konstanter Qualität.

Wie seht ihr das? Erfahrungen gern in die Kommentare.

Gitarrenverstärker – pedalfreundlich ?

Gitarrenverstärker – pedalfreundlich ?

„Ich suche einen pedalfreundlichen Amp – wer kann helfen?“

So, oder ähnlich, liest man es oft in Gitarren-Foren. Dann kommen Antworten wie: „Mein Amp XY kann super mit Pedalen!“ – hilft selten weiter. Sinnvoller ist die Frage, was einen pedalfreundlichen Verstärker überhaupt ausmacht.

Was heißt „pedalfreundlich“?

  • Ein Amp soll auf einen Booster nicht nur mit mehr Zerre reagieren, sondern auch hörbar lauter werden – ohne Matschen.
  • Mit Overdrive/Distortion soll der Amp den Charakter des Pedals tragen: mehr Obertöne, mehr Dichte – aber der Sound bleibt definiert.
  • Zeitbasierte Effekte (Delay, Chorus, Phaser, Flanger) machen das Signal meist nicht lauter. Mit ihnen kommen die meisten Amps gut klar. Wer einen Effektweg hat, kann sie dort oft besser platzieren. Geschmackssache.
Electro-Harmonix Memory Toy
Mein Lieblings-Delay: klein, einfach, musikalisch.

Was macht BOD-Pedale heikel?

Boost/Overdrive/Distortion (BOD) heben den Pegel an. OD/Distortion fügen Obertöne hinzu. Das Ergebnis am Amp-Eingang ist oft lauter und komplexer zugleich.

Entscheidend ist die erste Vorstufe. Sie bringt das Gitarrensignal auf Arbeitshöhe und kann – je nach Design – schon selbst färben und leicht verzerren. Wenn dort bereits viel Gain steckt, wird das Zusammenspiel mit BOD schnell kritisch: zu viel des Guten führt zu Brei. Zwei Zerrer hintereinander zeigen das sehr deutlich – ohne Feintuning wird es schnell unkontrolliert.

Big Muff
Fuzz & Co.: macht Spaß – braucht aber den passenden Amp.

Auch die Frequenzbetonung spielt mit. Betont das Pedal z. B. Bässe und der Amp ebenfalls, addiert sich das – das Ergebnis wird schwammig. Ein Treble-Booster vor einem ohnehin hellen Amp klingt schnell zu spitz. Abhilfe: sinnvolle Tone-Regelung am Pedal und/oder am Amp.

Welche Amp-Architektur hilft?

  1. Vorstufe mit moderatem Gain. Klassische Clean/Crunch-Amps (viele Fender-Designs und ähnliche) fahren das Gain so, dass die Endstufe sauber angesteuert wird. Sie reagieren gut auf Anschlag, Volumepoti und BOD davor. High-Gain-Vorstufen mit maximaler Stufenverstärkung sind deutlich empfindlicher auf Pegeländerungen vom Pedal.
  2. Pedal mit Gain und Tone. Ein regelbarer Ausgangspegel plus effektive Klangregelung am Pedal hilft, das Voicing zum Amp passend zu formen und „zu viel des Guten“ zu vermeiden.

Praxis-Tipps

  • Gain staffeln: Am Pedal nicht alles aufreißen. Erst Level, dann Gain. Am Amp die Eingangsstufe nicht am Limit fahren.
  • EQ entzerren: Pedal-Frequenzbetonung und Amp-Voicing gegeneinander ausbalancieren (Bässe im Pedal runter, wenn der Amp untenrum stark ist, usw.).
  • Delay/Modulation: Wenn vorhanden, in den Effektweg. Vor dem Input klingt es „schmutziger“ – kann gewollt sein.

Fazit

Pedalfreundliche Amps sind meist einfach gehaltene Designs mit maßvollem Vorstufen-Gain und gutem Clean-Grundton. Dann bilden sie Booster, Overdrives und Distortions sauber ab und bleiben kontrolliert – ohne Matsch. Der Rest ist Abstimmung: Pegel, EQ und Spieltechnik.