Heute hatte ich einen BUGERA 6260 Vollröhrenverstärker auf der Werkbank.
Um ehrlich zu sein – ich hatte noch nie einen BUGERA zur Reparatur. Das liegt vielleicht daran, dass BUGERA eine Untermarke von Behringer ist und Behringer nicht gerade den besten Ruf hat. Vielleicht sind die Amps aber auch einfach zuverlässig. Möglich ist beides.
Warum schreibe ich dann über den BUGERA 6260 ?
Ganz einfach: Weil mich dieser Amp erstaunt. Er kostet (Stand April 2013) inklusive Versand – und das ist bemerkenswert wenig für einen Vollröhrenamp mit Reverb, Effektloop und Fußschalter.
Ich baue und repariere Röhrenverstärker seit 2008 und kenne die Materialkosten recht gut. Wenn ich überschlage, was allein das Material für 100 Stück kosten würde, komme ich ungefähr auf:
- Holzgehäuse – 25 €
- Tolex – 4 €
- Griff, Füße, Schutzecken, Gitter – 25 €
- Chassis (lackiert mit Siebdruck) – 35 €
- Leiterplatten – 18 €
- Schalter, Buchsen, Potis, Röhrensockel – 25 €
- Netztrafo – 35 €
- Ausgangsübertrager – 35 €
- Röhren (4× 6L6GC + 5× 12AX7) – 60 €
- Kleinteile (Widerstände, Kondensatoren usw.) – 25 €
- Reverb-DSP Modul – 12 €
- Draht, Schrauben, Abstandshalter – 10 €
Summe Materialkosten: ca. 309 € netto
Das ist eine grobe, eher optimistische Schätzung. Realistisch wird es teurer. Vom Verkaufspreis von 398 € bleiben dem Hersteller nach Abzug von Mehrwertsteuer, Versand, Verpackung und Pflichtabgaben vielleicht 325 €. Zieht man das Material ab, bleiben etwa 9 € pro Amp. Davon sollte man Entwicklung, Fertigung, Miete, Versicherung und Lebenshaltung bezahlen. Unmöglich.
Trotzdem: der BUGERA 6260 ist kein billiger Schrott. Das Chassis ist solide, die Leiterplatten doppelseitig, der Aufbau klar und praxistauglich. Für den Preis ist das beeindruckend.
Mit seinen Kanälen, dem Reverb und dem Effektweg ist er gut ausgestattet und damit eine gute Plattform für Pedalboards. Der Clean-Sound ist ordentlich, die Zerre Geschmackssache – wie immer.
Fazit:
Ich sitze hier, kratze mich am Kopf und frage mich, wie man so einen Amp für dieses Geld bauen kann. Ich weiß es nicht. Aber ich werde mir den BUGERA 6260 noch genauer ansehen – einfach weil ich neugierig bin. Nicht wegen des Sounds, sondern wegen der Konstruktion.