Im Video unten „Tremolo (Ceasar) Mod erklärt“ stecke ich die Gitarre in den „Vibrato“-Kanal eines Deluxe Reverbs.
Das hat für Verwirrung gesorgt. Wovon rede ich nun eigentlich?
Vom Tremolo – oder vom Vibrato?
Bei vielen Fender-Verstärkern sind die Kanäle mit „Normal“ und „Vibrato“ beschriftet. Warum Leo Fender das so gemacht hat, weiß ich nicht. Vielleicht klang „Vibrato“ einfach besser. Im Grunde ist diese Beschriftung aber falsch.
- Vibrato ist eine Änderung der Tonhöhe
- Tremolo ist eine Änderung der Tonlautstärke
Beim Deluxe Reverb, Super Reverb oder Twin Reverb wird die Lautstärke moduliert – also ist es ein Tremolo, kein Vibrato.
Beispiel für ein Tremolo:
Ich drehe nach dem Anschlag einfach das Volume-Poti auf und zu. Zugegeben: ein sehr primitives Tremolo.
Beispiel für ein Vibrato:
Hier benutze ich den Vibrato-Hebel an der Gitarre – die Tonhöhe verändert sich. Der sogenannte „Vibrato“-Kanal im Deluxe Reverb ist also ein klassisches Tremolo.
Wie wird das Tremolo in klassischen Gitarrenverstärkern erzeugt?
Bei Fender gab es drei Ansätze:
1. Das optische Tremolo
Vereinfacht gesagt arbeitet im Verstärker ein virtuelles Lautstärkepoti, das mit einer bestimmten Frequenz auf- und zugedreht wird. Diese Frequenz (meist zwischen 3 und 12 Hz) lässt sich mit dem „Speed“-Regler einstellen. Erzeugt wird sie von einer Oszillator-Röhre, in der Regel einer 12AX7.
Die Form dieser Auf- und Zu-Bewegung ist weder Sinus noch Dreieck oder Sägezahn – sie hat ihren eigenen Charakter. Manche hören das heraus. Pedale, die ein Tremolo nachbilden, treffen diese Wellenform selten exakt, aber oft ziemlich gut. Einfache Tremolo-Pedale kommen klanglich sehr nah an das optische Amp-Tremolo heran – nicht ganz, aber weit genug.
Ob man dafür im Verstärker wirklich eine extra Röhre braucht, darüber kann man streiten. Technisch geht das heute einfacher. Fender setzt in neueren Twin Reverbs zum Beispiel Halbleiter-Oszillatoren ein, was in diesem Fall durchaus sinnvoll ist.
Probleme des optischen Röhren-Tremolos
Bekannt ist das „Ticken“ oder „Klopfen“ in vielen Fender-Amps. Außerdem belastet das Tremolo eine Signalröhre stark – der Ton kann etwas flacher werden. Der sogenannte „Ceasar Mod“ beseitigt genau das.
2. Das Bias-Tremolo
Der Klassiker dafür ist der Princeton. Auch hier arbeitet eine Oszillator-Röhre, aber diesmal wird der Bias, also der Ruhestrom der Endröhren, moduliert. Dadurch ändert sich die Lautstärke mit etwa 3–12 Hz. Das klingt meist etwas weicher und weniger tief als beim optischen Tremolo, hat aber einen schönen Nebeneffekt: Weil sich der Arbeitspunkt der Röhren ständig verschiebt, entstehen periodisch leichte Verzerrungen und Obertöne. Das klingt lebendiger und musikalischer.
Für meine Ohren klingt dieses Tremolo musikalischer als das optische. Es hat mehr Bewegung und Charakter – fast so, als wäre ein leichtes Vibrato dabei. Allerdings ist es empfindlicher: Falscher Bias kann das Tremolo schwächen oder sogar die Röhren belasten. Das war einer der Gründe, warum Fender bei leistungsstärkeren Amps später auf das optische Tremolo umgestiegen ist. Nur wenige Modelle in der 30–50 W-Klasse, etwa manche Brownface-Concerts, nutzten noch das Bias-Tremolo.
Röhrenverstärker mit „echtem“ Vibrato?
Eigentlich gibt es sie nicht. Es existieren aber einige interessante Annäherungen – zum Beispiel das alte Fender-Tremolo in frühen Showman-, Concert-, Super-, Pro- und Twin-Modellen oder bei manchen Magnatone-Amps. Dazu bald mehr.