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JTM45 Test – das Finale !

JTM45 Test – das Finale !

Es ist endlich soweit: Der Tag ist gekommen – der ÜBER JTM45 wird zum Leben erweckt.

Die Leser der vorherigen Bauberichte fragen sich sicher:

Was ist passiert?
Ist die Kiste beim ersten Einschalten explodiert?
Warum kam so lange kein Update?

Dafür gibt es zwei Gründe:

  1. Praxiszeit: Ich wollte erst etwas Einsatzzeit verstreichen lassen.
    Es wäre wenig sinnvoll, direkt zu schreiben, wie wunderbar alles ist –
    nur um dann festzustellen, dass es in der Praxis doch anders aussieht.
  2. Zeitmangel: Ich arbeite schon an einem neuen Plexi 100,
    der noch aufwendiger wird als der JTM45.
    Außerdem nimmt meine Arbeit bei KPA-Solutions immer mehr Raum ein.

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Webshop für die Camplifier.
Wenn Ihr Euch für Lösungen für den Kemper Profiling Amp oder andere Modeler interessiert – schaut mal vorbei!

Erste Inbetriebnahme

Zurück zum JTM45-Test.
Ich habe zunächst alle Verbindungen doppelt und dreifach überprüft,
dann einen guten Satz JJ-Röhren + TT Blackplates eingesetzt – und die Kiste zum Leben erweckt.

JTM45 JJ Tubes
Der ÜBER JTM45 – erste Inbetriebnahme mit JJ-Röhren und TT Blackplates.

Die Inbetriebnahme verlief völlig problemlos – fast schon verdächtig reibungslos.

Der Aufwand bei der Masseführung und den Entkoppelungen der einzelnen Röhrenstufen
hat sich absolut gelohnt: Einen leiseren JTM45 habe ich noch nie gehört.
Kein Brummen, kein Grundrauschen – einfach Ruhe im Karton.

Auch die rauscharmen Widerstände im Eingangsbereich wirken.
Klar, der Bright-Kanal rauscht, aber deutlich weniger als bei Kohlepress- oder Kohlefilm-Widerständen.

Note: 1 für Nebengeräusche (Rauschen + Brummen)

Die ersten gespielten Töne bestätigten meine Hoffnungen:
Der Amp klingt aufgeräumter, klarer und definierter als seine Kollegen.

Warum?
Ich habe alle Röhrenstufen voneinander entkoppelt und feinste Bauteile verwendet.
Beim Standard-JTM45 hängen fast alle Stufen an einer gemeinsamen Spannungsquelle.
Wenn eine Röhre zickt, sackt die Spannung bei allen anderen mit ab –
das Ergebnis: matschig und undefiniert.

Beim ÜBER JTM45 hat jede Stufe ihren eigenen Spannungspuffer und arbeitet sauber für sich.
Luxus pur – und das hört man.

Note: 1 für Klangklarheit und Definition

ÜBER JTM45 vs. klassischer JTM45

Christian Konrad
Gitarrist Christian Konrad

Natürlich bin ich voreingenommen – schließlich habe ich unzählige Stunden mit dem Amp verbracht.
Darum habe ich mich mit Christian Konrad in seinem Proberaum getroffen.
Christian hat sämtliche Sound-Samples für meine Website eingespielt – ein echter Profi.

Wir haben seinen handverdrahteten JTM 45 mit meinem ÜBER JTM45 verglichen.
Testumgebung: sein Proberaum, seine Gitarre, seine 4×12-Box.

Die Eindrücke aus meiner Werkstatt bestätigten sich sofort:
Christians JTM 45 klingt gut – aber meiner klingt spritziger, offener, klarer und transparenter.

Auch Christian war beeindruckt und meinte, die Power-Scaling-Funktion sei
„viel nützlicher als das Master-Volume meines JTM 45“.

Ich bat ihn, seinen Lieblings-Crunchsound einzustellen, ohne auf Lautstärke zu achten.
Dann habe ich mit Limit und Power Potis die Lautstärke reduziert –
der Sound blieb praktisch unverändert.
Note: 1 für Power Scaling Funktion!

JTM45 Test im Proberaum
Im Proberaum mit Christian Konrad.

Zurück in der Werkstatt habe ich den Amp weiter getestet,
vor allem die Power-Scaling-Funktion – dazu folgt später ein eigener Bericht.

Mittlerweile steht der ÜBER JTM45 bei Jan, seinem neuen Besitzer.
Jan ist begeistert – und hat mir die lange Wartezeit verziehen. Danke, Jan!

Der ÜBER JTM45 im neuen Zuhause

Fazit

Etwa 1½ Wochen Planung, Aufbau und Inbetriebnahme – und das Ergebnis kann sich hören lassen.

Wenn ich noch einmal einen exklusiven JTM 45 bauen sollte,
würde ich ihn genau so konstruieren – nur beim Power Scaling würde ich zweimal nachdenken.
Nicht, weil es nicht funktioniert (es tut exakt, was es soll),
sondern weil ich denselben Effekt live mit Pedalen ebenfalls gut erreiche.
Im Studio darf’s eh laut sein – da drehe ich einfach auf, bis der Sound passt.

JTM45 im Einsatz
In vornehmer Gesellschaft – der ÜBER JTM45 bei seinem Besitzer.

Der Reiz des Power Scaling liegt darin,
dass der komplette Klang ausschließlich im Röhrenamp entsteht – die „reine Lehre“.
Für Puristen ein starkes Argument – ich selbst bin da etwas pragmatischer.

Insgesamt war dieses Projekt äußerst lehrreich – und eine Menge Spaß.

Hier geht’s zu
Teil I,
Teil II,
Teil III und
Teil IV
des Bauberichts.

JTM45 Power Scaling – Teil IV

JTM45 Power Scaling – Teil IV

Das JTM45 Power Scaling ist endlich komplett aufgebaut und verdrahtet.

So ein verregnetes Wochenende hat eben auch seine Vorteile.

Wenn ich nichts übersehen habe, fehlt nun kein einziger Draht mehr.
Durch den begrenzten Platz im Chassis und die vielen zusätzlichen Baugruppen (gegenüber einem Standard-JTM45) sieht die interne Verdrahtung zwar nicht ganz so „neat“ aus, wie ich es von mir gewohnt bin 😉 – aber ich finde, das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen.

JTM45 fertig verdrahtet
Der ÜBER JTM45 – vollständig verdrahtet, bereit für die Inbetriebnahme.

Insgesamt habe ich jetzt rund 41 Stunden an diesem Verstärker gearbeitet – also etwa eine komplette Woche.
Das ist viel – und das ist es auch.
An einem normalen JTM45 arbeite ich etwa zwei Tage, dann läuft er.
Bei diesem Kollegen hier steht die Inbetriebnahme aber noch bevor.

Ich bin zuversichtlich.
Das Ganze ist zwar aufwändiger als ein „08/15-JTM45“, aber keine Raketenwissenschaft 😉

Ein paar Worte zum JTM45 Power Scaling

Ich bin wirklich gespannt, wie ein JTM45 mit Power Scaling klingt.
Theoretisch sollte sich der Sound eines aufgedrehten JTM45 auch bei deutlich geringeren Lautstärken recht authentisch einstellen lassen.
Ganz wird das nie funktionieren – unsere Ohren haben schließlich keine Potis …
Bei geringeren Lautstärken nehmen wir Höhen und Bässe anders wahr.
Hi-Fi-Verstärker kompensieren das über die bekannte Loudness-Taste, die Bässe und Höhen anhebt.

Beim JTM45 lässt sich das manuell über die EQ-Regler ausgleichen.
Was sich allerdings nicht kompensieren lässt, ist das geänderte Verhalten der Lautsprecher bei niedrigen Leistungen.
Das Zusammenspiel von Schwingspule, Membran und Aufhängung reagiert bei kleinen Auslenkungen eben anders als bei großen –
ein Speaker klingt bei Schlafzimmerlautstärke schlicht anders als auf der Bühne.

Wie dem auch sei – das Power Scaling ist die wohl ausgefeilteste Methode,
einen Röhrenverstärker in seiner Leistung zu drosseln, ohne seinen Charakter zu verlieren.
Das „Power“-Poti reduziert (bzw. steuert gemeinsam) die Anoden-, Schirmgitter- und Bias-Spannung der Endröhren.
Die Endstufe liefert dadurch wirklich weniger Leistung und zerrt bereits bei geringeren Pegeln.
Der typische Endstufen-Overdrive wird also lautstärkemäßig „nach unten verschoben“.

Gleichzeitig bleibt der Sound der Vorstufe praktisch unangetastet – wichtig,
denn auch die Stellung von Volume- und EQ-Reglern prägt den Klangcharakter.
Das kräftige Signal der Vorstufe trifft nun auf die in ihrer Leistung gedrosselte Endstufe.
Damit diese nicht übersteuert wird, reduziert das „Limit“-Poti den Pegel des Vorstufensignals.

Beide Regler – Power und Limit – müssen meist gemeinsam angepasst werden.
Das ist aber kein Dogma:
Man kann der reduzierten Endstufe bewusst etwas mehr Signal gönnen und sie dadurch noch stärker verzerren lassen.

Diese beiden Potis erweitern die Flexibilität des JTM45 enorm.
Man kann zum Beispiel die Vorstufe mit einem Booster überfahren,
den Signalpegel zur Endstufe begrenzen und die Endstufe voll aufdrehen.
Solche Kombinationen sind mit einem Standard-JTM45 schlicht nicht möglich.

JTM45 Power Scaling
Das Herzstück: die Power-Scaling-Sektion mit Limit- und Power-Reglern.

Morgen geht’s endlich los – die Röhren werden glühen …

Hier geht’s zu
Teil I,
Teil II und
Teil III
des Bauberichts.

JTM45 Board – Teil III

JTM45 Board – Teil III

Heute steht das JTM45 Board auf dem Programm.

Zunächst habe ich die Basis des Verstärkers verdrahtet und montiert.
Dazu gehören:

  • die Röhrenheizungen
  • die Netzversorgungsseite des Netztrafos
  • die Sekundärseite des Trafos
  • die Gleichrichterröhre
  • Power-Schalter
  • Standby-Schalter
  • Röhrensockel der Endstufenröhren

Zusätzlich zum normalen JTM45 kommen hier noch die Bias-Platine und das Power-Scaling-System hinzu.

Im Moment sieht das Ganze noch etwas unfertig und chaotisch aus – aber das wird. Keine Sorge.

JTM45 Chassis offen
Der aktuelle Stand – die Basisverdrahtung ist abgeschlossen.

Jetzt hat der Amp einen Zustand erreicht, bei dem ich mein Gehirn endlich etwas auf Auto-Pilot schalten kann.
Was jetzt folgt, unterscheidet sich nicht groß von jeder anderen JTM45-Montage.

Das JTM45 Board

JTM45 Board
Das bestückte Board – die gelben Kondensatoren sind SoZo Mustards.

Bis auf die SoZo Mustard-Kondensatoren unterscheidet sich das Board kaum von einem Standard-JTM45-Layout.
Ganz links habe ich einige zusätzliche Bauteile vorgesehen, um die Röhrenheizung auf ein höheres Spannungspotential (etwa 60 V) zu legen.
Das bringt zwei Vorteile:

  1. Das Heizungsbrummen verringert sich.
  2. Die Röhren werden näher an ihren Spezifikationen betrieben – besonders die Katodenfolger-Stufe, die das Tone-Stack treibt.

Der Spieler merkt davon später nichts, aber bestimmte Röhrentypen (z. B. einige von Electro Harmonix oder Sovtek) reagieren empfindlich auf zu geringe Heizspannungspotentiale.
Das Hochlegen der Heizung verhindert solche Probleme von vornherein.

Vergleich: Standard JTM45 vs. ÜBER JTM45

JTM45 Standard und Über
Oben: Standard JTM45 – unten: der neue ÜBER JTM45. Trotz zusätzlicher Schaltung kaum mehr Platz.

Beim Standard JTM45 (oben) fehlen hier noch die großen Siebelkos,
aber man sieht deutlich: auch dort ist schon mehr Platz als in meiner neuen Version.

Der nächste Schritt wird sein, das Turret-Board ins Chassis einzusetzen und zu allen Bauteilen,
wie Röhrensockeln und Potentiometern, zu verdrahten.

Wenn alles weiter so läuft, wird das wohl der vorletzte Baubericht dieser Serie.
Der spannendste Teil kommt erst noch – die Inbetriebnahme und der Test.

Ick bin jespannt!

Hier geht’s zu
Teil I
und
Teil II
des Bauberichts.

JTM45 Layout – Teil II

JTM45 Layout – Teil II

In meiner Werkstatt sind es 27 °C, und ich habe fast den ganzen Tag am Layout des JTM45 gearbeitet.
Wenn ich mir am Abend das Ergebnis so ansehe, ist das manchmal ein bisschen deprimierend.
Nicht einmal ich selbst sehe dann noch, wie viel Arbeit in diesen Details steckt.

Mein Partner bei KPA-Solutions, Marco, sagt mir ja manchmal durch die Blume, ich sei etwas langsam 😉
Vielleicht hat er sogar recht.

Was ist bisher alles am JTM45 passiert?

Planung JTM45 Layout
Das Turret-Board ist in Planung – Millimeterarbeit.

Wie bereits vermutet, nimmt die Planung sehr viel Zeit in Anspruch.
Alle Komponenten müssen so platziert werden, dass sie technisch sinnvoll sitzen und der JTM45 später auch ordentlich zu warten ist.
Zugänglichkeit ist wichtig – gerade bei einem Amp, der auch in Zukunft noch gepflegt werden soll.

Dazu musste ich fast alle Bauteile an der Rückseite des Amps verschieben.
Die originale Rückplatte war damit unbrauchbar – und ehrlich gesagt auch nicht schön.
Beim ÜBER JTM45 schreibe ich keine Beschriftungen mit Filzstift auf Alu …
Also habe ich eine neue Rückplatte entworfen und sie bei
Tube-Town lasern lassen.

Da muss natürlich alles stimmen: Entwurf, Check, Messung, Doppelcheck – und lieber noch einmal messen, bevor man die Datei abschickt.
Als die Platte dann gestern ankam … passte sie tatsächlich perfekt!

Wahnsinn.

Wegen des Power Scaling musste ich außerdem das gesamte Turret-Board umplanen,
da Spannungsversorgung und Masseführung angepasst werden mussten.

Bisher erledigte Arbeiten

  • Materialbestellung
  • Planung der Platzverhältnisse im Chassis
  • Entwurf und Auftrag der neuen Rückplatte
  • Neues Turret-Board entworfen
  • Turrets (Lötstützpunkte) montiert
    siehe Erklärung hier
  • Netztrafo-Halteplatte angefertigt
  • Trafos (bis auf die Siebdrossel) montiert
  • Board im Chassis befestigt
  • Power-Scaling-Platinen bestückt

So sieht das ÜBER JTM45 Layout aktuell aus

JTM45 Layout innen
Links die Power-Scaling-Platinen, dann die Bias-Platine, rechts der Rest der Schaltung.

Die querliegenden Elkos ersetzen die sonst im JTM45 üblichen großen Becherelkos –
dafür wäre schlicht kein Platz gewesen.
Technisch sind die neuen Kondensatoren sogar besser:
Die Becherelkos enthalten zwei Elkos in einem Gehäuse mit gemeinsamem Masseanschluss,
was Nachteile bei der Masseführung und beim Brummverhalten mit sich bringt.
Die getrennten Elkos entkoppeln die einzelnen Röhrenstufen sauber und helfen,
dass der Amp auch mit Power Scaling ruhig und nebengeräuscharm bleibt.

Weitere Detailverbesserungen gegenüber dem Standard-JTM45

  • BELTON-Sockel – hochwertige Röhrensockel
  • APEM-Schalter für Power und Standby – langlebig und mechanisch solide
  • Switchcraft-Klinkenbuchsen statt der üblichen Plastikbuchsen

Die neue Rückplatte

JTM45 Rückplatte komplett
JTM45 Rückplatte Detail I
JTM45 Rückplatte Detail II

Die Rückplatte ist, finde ich, wirklich schön geworden.

Jetzt, da Planung und Grobaufbau fast abgeschlossen sind, bin ich optimistisch.
Was jetzt kommt, ist „nur“ noch das Verdrahten – aufwendig, aber klar strukturiert.
Die wirklich spannende Phase wird die Inbetriebnahme.
Bis dahin vergeht allerdings noch etwas Zeit.

Insgesamt habe ich bisher rund 20 Stunden in das Projekt investiert –
reiner Wahnsinn.
Noch ist es zu früh, über das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen nachzudenken,
aber ich ahne da nichts Gutes …

Würde ich heute wieder ein solches Einzelstück annehmen?
Wahrscheinlich nicht.
Aber da ich es begonnen habe, bringe ich es auch zu Ende –
mit bestem Wissen, Gewissen und einer großen Portion Leidenschaft.

Schaut bald wieder vorbei und seht, wie der ÜBER JTM45 weiter wächst!

JTM45 – Deluxe – Teil I

JTM45 – Deluxe – Teil I

Ich habe in den letzten Wochen Tag und Nacht gearbeitet, um alle offenen Reparaturen aus meiner Werkstatt abzuarbeiten.

In den kommenden Tagen gibt es nur noch ein Ziel: den ÜBER JTM45!

Aufgabe

Ein JTM45 vom Feinsten – so, wie er schon immer hätte gebaut werden sollen.

  • bestmögliche Komponenten in allen Bereichen
  • IGPW-Trafos (für mich: die besten Trafos, die man kaufen kann)
  • SoZo Mustard Caps Kondensatoren
  • Bias-Potis und Messpunkte für jede Röhre
  • Power Scaling

Das klingt zunächst machbar – doch das Chassis eines JTM45 ist klein.
Um alles sauber und funktionierend unterzubringen, braucht es Planung und etwas Geduld.

Die nächsten Tage werde ich also mit meinem neuen Freund, dem JTM45 Deluxe, verbringen.
Der zukünftige Besitzer wartet schon lange auf diesen Amp – ab jetzt bekommt er (und ihr) regelmäßig Updates zum Baufortschritt.

Und da ich diesen Blog ja gerade erst gestartet habe – warum die Updates nicht gleich hier veröffentlichen?
Vielleicht interessiert sich ja noch jemand dafür, wie aus einer Kiste voller Bauteile ein spielbarer Luxusverstärker wird.

Baubericht JTM45 Deluxe

Materialbeschaffung

Alle nötigen Teile habe ich hier bestellt:

  • Tube Town – Röhren, Schalter, Turret Board, Drehknöpfe, Buchsen, SoZo-Kondensatoren
  • Tube Amp Doctor – Chassis, Topteil-Cabinet, Front- und Rückblenden, Pilot Light
  • IGPW – Ausgangsübertrager, Netztrafo, Drossel
  • London Power – Power Scaling und Bias Supply

Ich dachte ursprünglich, dass ich am längsten auf die IGPW-Trafos warten müsste – kleine deutsche Trafo-Schmiede, alles Handarbeit.
Aber nein: Die längste Reise hatten die Teile von London Power – knapp zweieinhalb Monate.
Da war wohl jemand mit dem Kanu von Kanada bis Dresden unterwegs …

Nun ist endlich alles da, also: Zeit für den Überblick über das Chassis und die Platzverhältnisse.

Erste Grobplanung der Bauteilplatzierung

JTM45 Chassis Übersicht
Das leere JTM45-Chassis – noch viel zu tun.

Viel Platz ist nicht – aber es müsste gehen.
Die Messbuchsen für die Bias-Einstellung fehlen hier noch, ebenso einige Schutzbauteile vor der Gleichrichterröhre.
Doch insgesamt sieht es machbar aus.

Die Rückblende werde ich neu anfertigen: Der Impedanzwahlschalter und die Speakerbuchsen wandern weiter nach links,
um Platz für das Limit- und Scaling-Poti zu schaffen.
Beide sollen natürlich auch ordentlich beschriftet werden.

Um innen Platz zu gewinnen, habe ich einen stehenden Netztrafo von IGPW bestellt.
Er ragt nicht ins Chassis hinein, sodass die Bias-Platine bequem im Inneren untergebracht werden kann.

JTM45 Chassis mit Blech
Das neue Blech stabilisiert den stehenden Netztrafo und deckt das Chassisloch ab.
JTM45 Chassis mit Trafos
So sieht das Ganze mit montierten Trafos aus.

Ganz links sitzt der Netztrafo, dann folgt der Ausgangsübertrager, rechts daneben die Siebdrossel.

Der Netztrafo im JTM45 sitzt traditionell sehr nahe am Ausgangsübertrager – das kann leicht zu Einstreuungen und Brummen führen.
Deshalb verdreht man beide Trafos zueinander um 90°, um die magnetische Kopplung zu minimieren.

Die Siebdrossel glättet die Hochspannung für die Röhren – sie trägt also direkt zur Brummunterdrückung bei.

Ideal wäre eine komplett getrennte Platzierung von Netztrafo und Übertrager,
aber das würde wiederum Einstreuungen in die ersten Verstärkerstufen begünstigen.
Es bleibt also ein Balanceakt – und genau das macht solche alten Designs so spannend.

Auch das JTM45-Chassis ist insgesamt etwas unterdimensioniert.
Selbst ohne Power Scaling und Bias-Messung wäre es eng.
Für den Erbauer ist das eine Herausforderung – für den Musiker später ein Segen:
Das Topteil ist handlich, kaum größer als ein 18-Watt-Amp, und macht trotzdem mächtig Lärm.

Wenn ihr Lust habt, schaut ab und zu vorbei und verfolgt den Werdegang dieses „ÜBER JTM45“ von der Bauteilkiste zum fertigen Amp.
Unterwegs werde ich auch erklären, wie das Power Scaling funktioniert und wozu man das Limit-Poti braucht.

Hier geht’s weiter zu Teil II des Bauberichts.

BUGERA 6260 ein unglaublicher Amp !

BUGERA 6260 ein unglaublicher Amp !

Heute hatte ich einen BUGERA 6260 Vollröhrenverstärker auf der Werkbank.

Um ehrlich zu sein – ich hatte noch nie einen BUGERA zur Reparatur. Das liegt vielleicht daran, dass BUGERA eine Untermarke von Behringer ist und Behringer nicht gerade den besten Ruf hat. Vielleicht sind die Amps aber auch einfach zuverlässig. Möglich ist beides.

Warum schreibe ich dann über den BUGERA 6260 ?

Ganz einfach: Weil mich dieser Amp erstaunt. Er kostet (Stand April 2013) inklusive Versand – und das ist bemerkenswert wenig für einen Vollröhrenamp mit Reverb, Effektloop und Fußschalter.

Ich baue und repariere Röhrenverstärker seit 2008 und kenne die Materialkosten recht gut. Wenn ich überschlage, was allein das Material für 100 Stück kosten würde, komme ich ungefähr auf:

  • Holzgehäuse – 25 €
  • Tolex – 4 €
  • Griff, Füße, Schutzecken, Gitter – 25 €
  • Chassis (lackiert mit Siebdruck) – 35 €
  • Leiterplatten – 18 €
  • Schalter, Buchsen, Potis, Röhrensockel – 25 €
  • Netztrafo – 35 €
  • Ausgangsübertrager – 35 €
  • Röhren (4× 6L6GC + 5× 12AX7) – 60 €
  • Kleinteile (Widerstände, Kondensatoren usw.) – 25 €
  • Reverb-DSP Modul – 12 €
  • Draht, Schrauben, Abstandshalter – 10 €

Summe Materialkosten: ca. 309 € netto

BUGERA 6260 Chassis geöffnet
Das ausgebaute Chassis des BUGERA 6260.

Das ist eine grobe, eher optimistische Schätzung. Realistisch wird es teurer. Vom Verkaufspreis von 398 € bleiben dem Hersteller nach Abzug von Mehrwertsteuer, Versand, Verpackung und Pflichtabgaben vielleicht 325 €. Zieht man das Material ab, bleiben etwa 9 € pro Amp. Davon sollte man Entwicklung, Fertigung, Miete, Versicherung und Lebenshaltung bezahlen. Unmöglich.

Trotzdem: der BUGERA 6260 ist kein billiger Schrott. Das Chassis ist solide, die Leiterplatten doppelseitig, der Aufbau klar und praxistauglich. Für den Preis ist das beeindruckend.

Mit seinen Kanälen, dem Reverb und dem Effektweg ist er gut ausgestattet und damit eine gute Plattform für Pedalboards. Der Clean-Sound ist ordentlich, die Zerre Geschmackssache – wie immer.

Fazit:
Ich sitze hier, kratze mich am Kopf und frage mich, wie man so einen Amp für dieses Geld bauen kann. Ich weiß es nicht. Aber ich werde mir den BUGERA 6260 noch genauer ansehen – einfach weil ich neugierig bin. Nicht wegen des Sounds, sondern wegen der Konstruktion.