Dreht man das Volumepoti zurück, gehen Höhen im Sound verloren.
Das ist wohl jedem Gitarristen schon aufgefallen. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich das Volumepoti während des Spielens kaum benutze.
Beim Zurückdrehen wird nämlich nicht nur die Lautstärke, sondern auch der Klang verändert – und das ist selten gewollt.
Oft möchte man nur etwas leiser werden, vielleicht den Amp etwas weniger übersteuern.
Wenn man Höhen reduzieren wollte, würde man schließlich das Tone-Poti drehen – nicht das Volume.
Wie kommt es zu diesem Effekt? Warum ist er am Anfang des Drehwegs am stärksten? Und was kann man dagegen tun?
Schauen wir uns zuerst an, was in der Gitarre passiert – mit angeschlossenem Kabel:
Das Poti teilt die ankommende Spannung (R1, R2).
Zusammen mit der Kabelkapazität C1 entsteht ein Tiefpass.
Ein Poti ist im Grunde ein variabler Widerstand.
Mit dem Schleifer lässt sich der Gesamtwiderstand beliebig teilen – in zwei Abschnitte, R1 und R2.
Der Gesamtwert ist also R1 + R2.
Bei einem typischen Gitarrenpoti mit 250 kΩ kann z. B. R1 = 50 kΩ und R2 = 200 kΩ betragen.
Der Teil R1 bildet zusammen mit der Kabelkapazität C1 einen Tiefpass.
Dieser lässt tiefe Frequenzen passieren und dämpft hohe.
Der Kondensator C1 überbrückt bei steigender Frequenz zunehmend den Widerstand R2 – dadurch sinkt die Spannung am Ausgang.
Ergebnis: Höhen gehen verloren.
Je größer die Kapazität C1, desto stärker der Effekt.
Typische Gitarrenkabel haben etwa 90–200 pF pro Meter.
Ein 3 m langes Kabel mit 200 pF/m hat also rund 600 pF Gesamtkapazität.
Ein Rechenbeispiel
Nehmen wir ein 250 kΩ-Poti, das zu 20 % zurückgedreht ist – also R1 ≈ 50 kΩ.
Dazu ein 4 m-Kabel mit 200 pF/m → C = 800 pF.
Die Grenzfrequenz, ab der der Pegel hörbar abfällt, berechnet sich mit:
fg = 1 / (2 × π × R × C)
Das ergibt etwa 4000 Hz.
Unser Gehör reicht (je nach Alter) bis etwa 20 kHz.
Ein Abfall ab 4 kHz ist also deutlich hörbar – der Klang verliert Brillanz, wirkt dumpfer und weniger offen.
Jetzt wissen wir, warum der Höhenverlust beim Zurückdrehen des Volumepotis auftritt.
Und im nächsten Schritt können wir uns ansehen, was man dagegen tun kann.